Almauftrieb am Hauser Kaibling
Für rund 700 Schafe und Lämmer beginnt heute der Almsommer auf dem Hauser Kaibling.
Der Steirische Schaf- und Ziegenzuchtverband betreibt seit 2008 in Zusammenarbeit mit der Hauser Kaibling Seilbahn und der Gemeinde Haus im Ennstal das „Ennstaler Almlämmerprojekt“. Dabei bewirtschaften rund 20 regionale Betriebe mit insgesamt rd. 700 Schafen und Lämmern über 500 ha an wertvollen Almflächen, die sowohl im Sommer als auch im Winter als wichtiges Erholungs- und Tourismusgebiet dienen. „Der Auftrieb der Schafe ist für uns als Hauser Kaibling Seilbahnen von großer Bedeutung“, erklärt Carina Röder von den Hauser Kaibling Seilbahnen, denn: „Neben der
touristischen Attraktion erfüllen die Schafe eine sehr wichtige Funktion. Ihre Beweidung sorgt für eine ökologisch nachhaltige Pistenpflege, wodurch wir uns den Einsatz von schweren Maschinen ersparen und so unsere Pistenflächen umweltfreundlich bewirtschaften können.“
Rückkehr der Wölfe - Bauern sorgen sich um Tiere
Die Almwirtschaft verlangt von den Bauern sehr viel Einsatz ab, denn es müssen ständig Wege und Zäune sowie die Wasserversorgung für die Tiere kontrolliert und instandgesetzt werden. Zunehmend Sorgen bereitet den Bäuerinnen und Bauern jedoch die Rückkehr der Wölfe. „Hier wird der Schutz eines Tieres, dessen Auftreten in vielen Ländern Europas zu massiven Problemen führt, über alles andere gestellt: über die Arbeit der Bauern, über das Wohl unserer Tiere, über die Erhaltung unserer wunderschönen Kulturlandschaft und über den Wert des Lebensraumes Alm“, klagt Bezirkskammerobmann Peter Kettner, dem es insbesondere auch um das Wohl der Almtiere geht. Auch die Hirten Bastian Knabl und Lena Dabrowski, die für die Tiere den Sommer über verantwortlich sind, machen sich Gedanken: „Viele Bauern haben im Falle von Übergriffen schon angekündigt, ihre Tiere
ins Tal zu treiben. Eine große Herausforderung sei insbesondere auch die Betreuung der Tiere nach Übergriffen: Die Herden sind versprengt, die Tiere sind hoch nervös, verlieren frühzeitig ihre Lämmer, fressen nicht mehr ruhig und sind somit kaum organisiert zu betreuen.“
Almen sind Seelenschutzgebiete
Die vielseitigen und damit sehr attraktiven Almgebiete werden von heimischen Gästen und vielen Touristen sehr gerne aufgesucht. „Unsere Almen sind Seelenschutzgebiete“, bringt es Anton Hafellner, der Obmann des steirischen Almwirtschaftvereins auf den Punkt, „sie wirken wohltuend auf Körper, Geist und Seele, wodurch sie in viel kürzerer Zeit richtig zur Entspannung und Erholung beitragen.“
Sorge um Almwirtschaft und Biodiversität
Die Auswirkungen einer Nicht-Bewirtschaftung der Almen sind viel weitreichender als vermutet, bestätigt Dr. Thomas Guggenberger von der HBLFA Raumberg-Gumpenstein, denn bewirtschaftete Almen bieten vielen Tier- und Pflanzenarten einen perfekten Lebensraum: „Die Rückkehr der großen Beutegreifer schädigt den Artenschutz, weil der Rückzug des Menschen aus den Alpen zwar oft zu einer natürlicheren, aber artenärmeren Natur führt.“ Guggenberger verweist insbesondere darauf, dass sich die FFH-Richtlinie nicht an der Ausgewogenheit von Ökosystemleistungen orientiert, sondern einzig und allein auf den Artenschutz.
Herabsetzung des Schutzstatus der Wölfe
Eine generelle Herabsetzung des Schutzstatus beim Wolf in der EU fordern die steirischen
Bauernvertreter Landesrat Hans Seitinger, Kammerpräsident Franz Titschenbacher und EU-
Abgeordnete Simone Schmiedtbauer. Unterstützung kommt auch von 16 EU-Agrarministern, die sich auf Initiative von Bundesminister Norbert Totschnig für eine Überarbeitung des Wolfsschutzes stark machen. Völlig unverständlich ist der strenge EU-weite Schutzstatus des Wolfes vor allem auch deshalb, weil diese Regelung zumindest 30 Jahre alt ist und es damals in Österreich keine Wölfe gab. „Der vor 30 Jahren einzementierte Schutzstatus ist bei 20.000 Wölfen in der EU nicht mehr
zeitgemäß!“, betont auch Landwirtschaftskammerpräsident Franz Titschenbacher. Dass es
Änderungen auf europäischer Ebene braucht, bekräftigt auch der Obmann des Steirischen Schaf- und Ziegenzuchtverbandes, Bernhard Tasotti.
Wolfsverordnung muss rasch umgesetzt werden
Bei ganzheitlicher Betrachtung führt die derzeitige Lage mit dem exponentiellen Wachstum der Wolfpopulation und fehlenden Regulierungsmöglichkeiten zu ernsten Schäden für die Artenvielfalt, den Tourismus, die Landwirtschaft und schlussendlich die gesamte Gesellschaft. Solange der EU-weite Schutzstatus der Wölfe nicht herabgesetzt wird, muss eine pragmatische Lösung zur Entnahme von Problemwölfen ermöglicht werden. „Mit der vom Land Steiermark angekündigten Wolfverordnung ist der Weg dafür frei und eine Lösung in Sicht“, betont Präsident Franz Titschenbacher. Ins selbe Horn stößt Nationalratsabgeordneter Andreas Kühberger, der mehr Tempo bei der Umsetzung einfordert: „Hier nicht zu handeln ist fahrlässig! Die Zeit drängt! Wir brauchen auch in der Steiermark so schnell wie möglich die von Landesrätin Lackner angekündigte Wolfsverordnung nach Vorbild Kärntens. Jetzt muss rasch gehandelt werden, damit es bei Angriffen auf Nutztiere, oder nach wiederholtem Auftreten eines Wolfes in Siedlungsnähe, rasch zu einer Entnahme kommen kann.“
Zahlen, Daten und Fakten zur Almwirtschaft
- in der Steiermark
- 2.000 Almen und Bergweiden
- 4.300 Bauernfamilien als Bewirtschafter
- 50.000 Rinder, Pferde, Schafe und Ziegen auf den steirischen Almen
- im Bezirk Liezen
- über 11.000 Rinder und
- rund 5.000 Schafe verbringen den Sommer auf der Alm
- zur Verbreitung der Wölfe
- Aktuell leben in Europa rund 20.000 Wölfe
- Die Population verdoppelt sich rd. alle 3 Jahre (exponentielles Wachstum)
- Opferzahlen von Wolfsangriffen
- 2022 fielen in Österreich – vorwiegend in Kärnten, Tirol und Salzburg 1780 Nutztiere der Wolfs- und Bärenpräsenz zum Opfer.
Bild 1: Erfreut über den erfolgreichen Auftrieb der Schafherde zeigen sich v.l.n.r. Hauser Kaibling Geschäftsführer Klaus Hofstätter, Projekt-Initiator ÖR Walter Schmiedhofer sowie Bürgermeister Stefan Knapp.
Bild 2: Breite Allianz fordert rasche und effektive Schutzmaßnahmen bei Angriffen auf Nutztiere durch den Wolf.